Am 09.10.2025 fand im Eisernen Haus im Schloss Nymphenburg unser erstes GREEN.WORK.WEAR – Nachhaltigkeitsevent statt. Eine Veranstaltung zu Strategien, Lösungen und Impulsen für nachhaltige Arbeitsbekleidung das es so noch nicht gab. Textilhersteller, wir als Mittler zwischen Hersteller und Kunden sowie Experten der Textilbranche zogen gemeinsam an einem Strang, um allen Teilnehmern einen Tag voller Expertise und Wissensaustausch auf höchstem Niveau zum Thema Nachhaltigkeit bei Arbeits- und Teambekleidung zu präsentieren.
Nachhaltigkeit ist kein Wettbewerbsvorteil mehr – sie wird zur Eintrittskarte in den Markt
Stefan Antholzer
Unsere geladenen Gäste erlebten einen Tag, der das Thema Nachhaltigkeit bei Arbeits- und Teambekleidung nicht hätte intensiver beleuchten können:
Wie gelingt nachhaltige Berufsbekleidung im Spannungsfeld von Lieferkettengesetz, EU Textilstrategie und Kreislaufwirtschaft?
Was ist für Ausschreibungen wichtig, möchte man wirklich nachhaltige Bekleidung kaufen?
Wie verändern innovative Lösungen den Workwear-Markt und das Textilrecycling langfristig und warum genau jetzt gehandelt werden muss?
Wie wird Arbeitskleidung nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch langlebiger und effizienter und schont somit nachhaltig Geldbeutel und Ressourcen?
All diese Fragen und noch viel mehr, wurden in praxisnahen Impulsvorträgen von unseren Referenten beantwortet, im gemeinsamen Austausch vertieft und in einer abschließenden Podiumsdiskussion teils kritisch hinterfragt.
Gesetzliche Pflicht wird zur Marktchance
Stefan Antholzer eröffnete unser GREEN.WORK.WEAR – Nachhaltigkeitsevent mit einem klaren Appell: „Heute ist Nachhaltigkeit noch Kür – bald wird sie Pflicht. Wir verstehen uns als Mittler zwischen Produzenten und Kunden, um das Thema frühzeitig in die Praxis zu bringen.
Den inhaltlichen Auftakt machte anschließend Simona Rutenfranz (German Fashion Verband). Sie ordnete die aktuellen Regulierungen von LkSG und CS3D über CSRD bis zur EU-Textilstrategie in ein Gesamtbild ein und forderte: „Zertifikate helfen, ersetzen aber nicht die eigene Verantwortung. Nachhaltigkeit ist kein Trendwort, sondern eine unternehmerische Haltung.“ Mit ihrem Modell des „Sustainability Tree“ zeigte Rutenfranz, wie Unternehmen über Wesentlichkeitsanalysen und OECD-konforme Sorgfaltspflichten zu belastbaren Entscheidungen kommen können.
KREISLAUFWIRTSCHAFT, QUALITÄT, CO₂-BILANZ UND SOZIALE VERANTWORTUNG IM FOKUS
Die Dringlichkeit des Themas zeigte sich deutlich: Europaweit fallen jährlich 12,6 Mio. Tonnen Alttextilien an – weniger als ein Prozent davon wird zu neuer Kleidung verarbeitet. Mehrere Anbieter präsentierten beim Nachhaltigkeitstag Lösungsansätze, wie sich textile Wertschöpfungsketten nachhaltig schließen lassen.
HAKRO: Geschlossener Produktkreislauf und digitale Nachverfolgbarkeit
Mit einem praxiserprobten Rücknahmesystem zeigte HAKRO, wie Berufsbekleidung heute bereits kreislauffähig gestaltet werden kann. Das System ermöglicht Unternehmen, ausgetragene Unternehmensbekleidung kontrolliert zurückzugeben, sortenrein zu erfassen und die Materialien anschließend in definierte Verwertungs- und Recyclingpfade zu überführen. Über eine digitale Plattform werden dabei Einspeisemengen, Recyclingquoten und Verwertungswege dokumentiert und für das Nachhaltigkeits- und CSRD-Reporting bereitgestellt. Damit erfüllt HAKRO nicht nur kommende gesetzliche Anforderungen, sondern liefert Kunden zugleich belastbare Daten für ihre Scope-3-Emissionen und ESG-Nachweise.
„Kreislaufwirtschaft ist das Gebot der Stunde“, betonte Jürgen Pruy, Bereichsleiter Vertrieb Partnerschaften bei HAKRO. „Wir übernehmen Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus unserer Produkte, von der Faser bis zur Wiederverwertung. Unser Ziel ist, gemeinsam mit Partnern geschlossene Stoffkreisläufe zu etablieren, die ökologisch wie ökonomisch tragfähig sind.“
Blåkläder: Langlebigkeit statt Siegelvielfalt
Das schwedische Familienunternehmen Blåkläder machte deutlich, dass wahre Nachhaltigkeit mit der Lebensdauer der Produkte beginnt. Statt sich auf die wachsende Zahl an Zertifikaten zu verlassen, setzt Blåkläder auf eigene Fertigungen, langjährige Partnerschaften und konsequente Qualitätskontrolle in allen Produktionsstufen.
„Wir sagen Nein, damit unsere Kunden es nicht müssen“, erklärte Thomas Weber, Vertriebsleiter Deutschland. „Langlebigkeit und Fairness in der Lieferkette sind für uns keine Schlagworte, sondern gelebte Praxis.“ Der Beitrag zeigte, wie komplex nachhaltiger Einkauf im internationalen Kontext ist und dass Transparenz und Vertrauen über reine Siegelorientierung hinausgehen müssen.
HAIX: Vergleichbare CO₂-Bilanzen entlang der Lieferkette
HAIX legte den Fokus auf CO₂-Transparenz und die Herausforderung, Emissionen entlang der gesamten Lieferkette messbar zu machen. Nachhaltigkeitsmanager Florian Schmidt zeigte, wie schwierig die Ökobilanzierung von Materialien wie Rinderleder gegenüber veganem Leder ist. Dabei unterstrich er, dass nicht nur die Herkunft der Materialien, sondern auch deren Lebensdauer entscheidend für die Umweltbewertung ist:
„Es macht einen großen Unterschied, ob ein Schuh ein Jahr oder zehn Jahre hält. Ökobilanzielle Kennzahlen sollten daher auf die konkrete Haltbarkeit des betrachteten Produktes bezogen sein, um die tatsächliche Umweltauswirkung bewerten zu können.“
WEITBLICK: Design für Dauer senkt Kosten und Emissionen
Weitblick demonstrierte, wie durch „Design für Dauer“ sowohl Ressourcen geschont als auch die Total Cost of Ownership (TCO) verbessert werden können. Ein Produktvergleich nach EN ISO 15797 zeigte deutliche Qualitätsunterschiede nach realistischen Waschzyklen.
„Wer Wert auf ein gutes Erscheinungsbild legt, sollte Arbeitskleidung beschaffen, die auch nach vielen Waschzyklen noch überzeugt“, erklärte Isabelle Ilori-King. „Langlebigkeit beginnt mit Materialauswahl, Design und Pflegeanleitung – und endet mit einer verlängerten Nutzung im Arbeitsalltag.“
Neben ökologischen Themen stand auch die soziale Nachhaltigkeit im Mittelpunkt unseres GREEN.WORK.WEAR – Nachhaltigkeitsevents:
KÜBLER WORKWEAR: Faire Löhne und soziale Verantwortung
Kübler Workwear stellte mit „Open Costing“ eine Methode vor, um existenzsichernde Löhne (Living Wages) über transparente Arbeitsminutenkosten (LMC) direkt in Preisverhandlungen abzubilden. Gerade im Textilbereich sind prekäre Arbeitsbedingungen leider noch viel zu häufig vorzufinden. Mit der „Open Costing“-Methode kann soziale Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette sichergestellt werden, wenn realistische, faire und nachhaltige Werte über dem Gedanken des niedrigsten Preises stehen.
„Transparenz über Kosten verbindet wirtschaftliche Realität mit sozialer Verantwortung“, betonte Kerstin Janßen, Leiterin Produktion, Einkauf und Nachhaltigkeit bei Kübler.
ETERNA: Einsatz von Recyclingmaterial
Auch ETERNA zeigte, dass Nachhaltigkeit im Detail steckt: 600 Kilometer Verpackungsband wurden eingespart, Knöpfe bestehen inzwischen zu 100 Prozent aus recyceltem Polyester.
„Nachhaltigkeit war für uns nie ein Modethema“, erklärte CSR-Manager Thomas Sterl.
Start-up TURNS: Zirkularität wird zur Pflicht
Besonders visionär präsentierte sich das Start-up TURNS, das die Transformation von der linearen zur zirkulären Textilwirtschaft technisch und digital abbildet. Über das TURNS B2B-Portal lassen sich Alttextilien anmelden, Recyclingwege lückenlos nachverfolgen und Reportingdaten für CSRD/Scope 3 generieren. Seit dem 1. Januar 2025 gilt die Pflicht zur getrennten Textilsammlung, die neue EU-Abfallrahmenrichtlinie bereitet zudem die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) bis 2028 vor. TURNS zeigt mit seinen Faser-zu-Faser-Recyclingklassen (A–D), wie sich Textilien qualitätsgestuft wiederverwerten lassen – und wie Design-for-Recycling bereits in der Produktentwicklung beginnen muss.
„Textilrecycling ist möglich – wir können uns lineares Wirtschaften nicht mehr leisten“. „Unsere Plattform schafft die digitale Brücke zwischen Produzent, Nutzer und Recycler, transparent, rückverfolgbar und EU-konform“, so Katja Wagner
FAZIT: NACHHALTIGKEIT WIRD ZUR PFLICHTAUFGABE
Die Veranstaltung GREEN.WORK.WEAR. machte deutlich, worauf Einkäufer künftig achten müssen:
- Rücknahme & Datenfluss: Vertraglich geregelte End-of-Life-Lösungen mit Mengen- und Recyclingdaten für CSRD/Scope-3.
- Langlebigkeit & Normpraxis: Qualitätsstandards (z. B. EN ISO 15797) als Zuschlagskriterium zur TCO-Optimierung.
- CO₂-Transparenz: Product Carbon Footprints und klare Lieferanten-KPIs.
- Und natürlich beim richtigen Händler – uns 🙂 zu kaufen. Wir stehen Ihnen beratend zur Seite und unterstützen bei der geeigneten Produktauswahl.
Unser GREEN.WORK.WEAR – Nachhaltigkeitsevent war ein voller Erfolg und hat deutlich gemacht wie viel Potential in dem Thema Nachhaltigkeit und den innovativen Lösungsansätzen steckt.








